Negativity Bias – Warum wir uns mit Veränderung so schwer tun

Negativity Bias – Warum wir uns mit Veränderung so schwer tun

Einführung

Der Begriff Negativity Bias geht auf die Arbeit des amerikanischen Psychologen und Wissenschaftlers Paul Rozin1 zurück. Rozin untersuchte in den 2000er Jahren die menschliche Wahrnehmung von positiven und negativen Ereignissen und kam zu dem Ergebnis, dass Menschen negative Ereignisse stärker und dauerhafter wahrnehmen und bewerten als positive Ereignisse. Der Begriff Negativity Bias beschreibt dieses Phänomen, das auch als Negativitätseffekt oder Negativitätsvorherrschaft bezeichnet wird.

Der Negativity Bias ist demnach ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen negativen Informationen und Ereignissen mehr Aufmerksamkeit schenken als positiven. Dies kann dazu führen, dass Veränderungen abgelehnt oder widerwillig akzeptiert werden. Sowohl in Organisationen als auch im persönlichen Leben kann der Negativity Bias ein Hindernis für den erfolgreichen Wandel sein. Die nachstehende Abbildung zeigt den grundlegende Effekt frei nach Daniel Kahneman2. Ein positives Ereignis, z.B. das Finden eines Geldscheins vom Wert x hat einen positiven Effekt auf den Gemütszustand. Die Änderung des Gemütszustands fällt beim Verlust eines Geldscheins des gleichen Werts doppelt so gross aus.

In diesem Essay werde ich Strategien vorstellen, die geeignet sind den Negativity Bias zu überwinden und Veränderungen erfolgreich umzusetzen.

Negativity Bias und Change Management in Organisationen

Der Negativity Bias spielt im Change Management von Organisationen eine große Rolle. Mitarbeiter haben oft eine stärkere Reaktion auf negative Ereignisse oder Informationen im Zusammenhang mit Veränderungen. Das kann dazu führen, dass sie Veränderungen ablehnen oder ihnen nur widerwillig zustimmen. Um diesen Effekt zu überwinden, ist es wichtig, den Mitarbeitern die positiven Aspekte der Veränderungen zu verdeutlichen und die Vorteile für die Organisation zu betonen.

Eine erfolgreiche Veränderung erfordert ganz grundsätzlich die Einbeziehung und Unterstützung der Mitarbeiter. Es ist wichtig, dass Mitarbeiter frühzeitig in den Veränderungsprozess einbezogen werden und ihre Bedenken und Ängste gehört werden. Durch offene Kommunikation und den Austausch von Ideen und Meinungen können Widerstände und negative Emotionen abgebaut werden.

Weiterhin ist es wichtig, während des Veränderungsprozesses transparent zu bleiben und regelmäßige Updates zu geben. Indem man die Mitarbeiter über den Fortschritt der Veränderungen auf dem Laufenden hält, kann man Ängste und Unsicherheiten reduzieren und die Mitarbeitermotivation erhöhen, bzw. hoch halten.

Negativity Bias und Change im persönlichen Umfeld

Auch im persönlichen Umfeld kann der Negativity Bias eine Rolle spielen, wenn es darum geht, Veränderungen durchzuführen. Zum Beispiel kann es schwer sein, sich auf eine gesündere Ernährung oder ein neues Fitnessprogramm einzulassen, wenn man sich auf die negativen Aspekte, wie das Fehlen von Lieblingsspeisen oder den anfänglichen Schwierigkeiten, konzentriert.

Um den Negativity Bias zu überwinden und persönliche Veränderungen erfolgreich durchzuführen, ist es wichtig, sich auf die positiven Aspekte der Veränderungen zu konzentrieren. Zum Beispiel kann man sich darauf freuen, gesünder und fitter zu werden, mehr Energie zu haben und sich besser zu fühlen.

Es ist auch hilfreich, realistische Ziele zu setzen und Fortschritte zu verfolgen. Durch das Festlegen von Meilensteinen und das Verfolgen von Fortschritten kann man sich auf die positiven Veränderungen konzentrieren und den Negativitätsbias überwinden.

Weiterhin ist es wichtig, Unterstützung zu suchen und sich mit anderen zu vernetzen, die ähnliche Ziele haben. Durch den Austausch von Erfahrungen und die Unterstützung von anderen kann man Motivation und Durchhaltevermögen aufrechterhalten.

Fazit

Der Negativity Bias kann sowohl im Change Management von Organisationen als auch im persönlichen Umfeld eine Herausforderung darstellen. Durch die Konzentration auf die positiven Aspekte und die Einbeziehung von Mitarbeitern oder Unterstützung von anderen können Veränderungen erfolgreich umgesetzt werden. Wichtig ist auch, transparent zu sein, Ziele zu setzen und Fortschritte zu verfolgen, um den Negativity Bias zu überwinden.

Nach meiner Auffassung ist es eine der beiden wesentlichen Aufgaben von Change Management in Organisationen den Negativity Bias in den Griff zu bekommen. Kommunikation ist eines der wesentlichen Werkzeuge dafür. Die zweite wichtige Aufgabe besteht darin, den Kruger-Dunning Effekt in den Griff zu bekommen (mehr zu Kruger & Dunning in meinem Essay zu den Handlungsoptionen in Change-Situationen). Aus- und Weiterbildung in den sich verändernden Bereichen ist dazu der Schlüssel.

Literatur

  1. Paul Rozin, Edward B. Royzman (2001) Negativity bias, negativity dominance, and contagion Personality and Social Psychology Review 5 (4): 296–320 ↩︎
  2. Daniel Kahneman (2011) Thinking, Fast and Slow, Penguin Random House UK ↩︎

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite ist durch reCAPTCHA und Google geschütztDatenschutz-Bestimmungen UndNutzungsbedingungen anwenden.